GUSTAV-EBERLEIN-FORSCHUNG e.V.


GUSTAV EBERLEIN -
               Das Schicksal seiner Kunstwerke/ Restaurierung

Von den Großplastiken wurden die Reiterdenkmäler von Kaiser-Wilhelm-I. in Mannheim, Mönchengladbach, Elberfeld, Gera, Waldheim und Neheim-Hüsten sowie die KWI.-Standbilder in Elberfeld, Ruhrort (Doppeldenkmal mit Bismarck) sowie die Bismarck-Denkmäler in Krefeld und Posen im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.
In dieser Zeit gingen ebenfalls verloren: Königin-Luise-Denkmal in Tilsit (Marmor), Laube-Denkmal in Sprottau, Schwarzburgia-Denkmal in Sondershausen.

Um 1958 wurde in Hann. Münden das Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal vor der "Eberburg", dem zu einem Hotel umgebauten Sommersitz mit Atelier und Skulpturenterrasse, eingeschmolzen. Dabei "verschwanden" auch mehrere der dort noch stehen gebliebenen marmornen Standbilder und Büsten.

Viele der im Krieg erhalten gebliebenen Bauplastiken wurden erst danach zerstört (u.a. 5 Standbilder an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, 2 Skulpturengruppen am Alten Kriminalgericht in Moabit, 2 Skulpturengruppen am Anhalter Bahnhof (die Reste wären zu retten gewesen), 2 Standbilder an der Universität Kiel).

Auch die Mehrzahl der Gefallenendenkmäler wurde nach dem Krieg eingeschmolzen (u.a. in Hann. Münden). Erhalten blieben acht baugleiche Germania-Denkmäler, - drei in Orten der ehemaligen DDR (Neuhaus/Elbe, Bad Düben, Mansfeld-Leimbach) und fünf in Orten der BRD (Mainz-Gonsenheim (jetzt in Privatbesitz), Dalheim (Nierstein-Oppenheim), Mörstadt bei Worms, Gimbsheim und Eich in der Verbandsgemeinde Eich, Lks. Alzey-Worms). In Bad Düben ließ die von der sowjetischen Besatzungsmacht abhängige DDR-Verwaltung das Denkmal stehen, nachdem das Schwert abgeschraubt war! In Mörstadt "entmilitarisierten" die Amerikaner das Denkmal auf dieselbe Weise! Nur in Dalheim ist das originale Schwert noch vorhanden.

Besonders stark gefährdet ist gegenwärtig das im Freien aufgestellte Marmorwerk Kaiser-Wilhelm-I. in Krefeld (bis ca. 1960 im Treppenhaus der Kaiser-Wilhelm-Museums).

Restauriert wurden einige Großplastiken:
Reiterdenkmal Herzog-Ernst-II. in Coburg (verantwortlich: Herr Eckerlein), Germania-Denkmäler in Neuhaus/Elbe (1999, Initiative: Dagmar Burmester, Hotel Hannover; Restaurator: Wolfgang Oester, Herborn-Uckersdorf) und Mansfeld-Leimbach (1992/1999), Marmor-Kolossalgruppe "Gottvater haucht Adam den ewigen Odem ein" in Hann. Münden (1999, Restaurator: Firma Ochsenfahrt mit neuester Lasertechnik), Gips-Kolossalrelief "Die Erstürmung der Stadt durch Tilly" in Hann. Münden, Tillyschanze (1996, Restaurator: Erhard Joseph, Wibbecke), Bronze-Neuguß (!) des Kaiser-Wilhelm-I.-Reiterdenkmals in Geislingen / Steige durch die WMF, Deutscher Kolossal-Brunnen in Santiago de Chile (1997), Goethe-Denkmal in Rom (2002/03), Lortzing-Denkmal im Berliner Tiergarten (2202/03). Das Grabmal Roetzschke in Dresden (Johannisfriedhof) wurde im Sommer 2003 mit einem Aufwand von rd. 25.000 € restauriert (Pflegevertrag).

Kleinplastiken: 3 Zinkguß-Modelle für ausgeführte Sandsteinskulpturen an der Technischen Hochschule in Charlottenburg (ehemals an der Außenwand des Fabrikgebäudes der Fa. Haendler & Natermann, Hann. Münden, jetzt gegenüber im "Museum der Arbeit"; Restaurator: Erhard Joseph, Wibbecke).

Die Vestalin vor der Redoute in Bonn - Bad Godesberg wurde vor einigen Jahren in das Stadmuseum Bonn gebracht. Eine ganzseitige, farbige Abbildung enthält der Katalog. Für das Grabmal Schwanhäußer in Nürnberg (Johannisfriedhof) beabsichtigt ein Familienmitglied, das Original in ein Museum zu bringen und vor Ort einen Abguss aufzustellen.

Um 1956 zerstört und 1989 wieder neu hergestellt wurden zwei Risalit-Außenskulpturen und die gesamte, für Musicals den "richtigen" Rahmen gebende, von Eberlein entworfene Inneneinrichtung des "Theater des Westens", Berlin, einschließlich des damals größten elektrischen Leuchters. Die beiden, auf den Dachtürmchen stehenden "Griechischen Flötenbläserinnen mit Doppelflöte" wurden aus Kostengründen nicht wieder neu geschaffen.

Das Richard-Wagner-Denkmal im Berliner Tiergarten erhielt 1987 aufgrund der Initiative des Vorsitzenden der Gustav-Eberlein-Forschung bzw. seines Vorentwurfs ein Schutzdach aus Acryl.
Architektin: Marianne Wagner, Berlin. Kosten: rd. DM 500.000,-- einschließlich Fundamentsanierung.

Dennoch befindet es sich heute (2004) wegen mangelnder Pflege des Daches und des Denkmals wieder in einem erbärmlichen Zustand.
Foto: Grimm

Von den Kleinplastiken blieben erstaunlich viele in privater Hand erhalten. Zwei wurden aus dem zum größten Teil nach 1965 vernichteten, zum kleineren Teil später in Nürnberg und Berlin versteigerten Gußmodell-Nachlaß der Gießerei Gladenbeck, Berlin-Friedrichshagen, in Pegnitz gerettet.
Durch intensives Suchen wurde eine Anzahl von Kleinplastiken in Versteigerungen entdeckt. Etwa 60 von ihnen sind zusammen mit den jeweiligen Zuschlägen im Zeitraum 1970 bis 2007 tabellarisch erfaßt.
Von den rd. 270 Gemälden und Zeichnungen sind noch ca. 30 als erhalten bekannt.


Ein besonders tragisches Schicksal erlitten die Kunstwerke von Gustav Eberlein in seiner
Heimatstadt Hann. Münden.


Auf eigene Kosten richtete Eberlein 1894 ein "Eberlein-Museum" im Welfenschloß ein (Kataloge 1905/1931). Von den ehemals dort vorhandenen über 300 Werken blieben nur 15 Skulpturen unbeschädigt. Über 120, davon einige lebens- und überlebensgroß, wurden in eine Schuttdeponie geworfen. Sie sind für immer verloren.

Eberlein hatte die Gipsoriginale fast aller seiner Werke, nach denen die Marmor- und Bronzefassungen entstanden oder entstehen sollten, seiner Heimatstadt Hann. Münden nach seinem Ableben geschenkt (Schreiben an den Magistrat der Stadt vom 11.08.1894). Seine Vorbehalte waren: Übergang der Werke nach seinem Ableben; die Werke müssen im Museum vereinigt bleiben, dürfen in keinerlei Weise verbraucht oder vervielfältigt werden, in keinerlei Technik nachgeahmt oder kopiert werden. Sollte dennoch eine Kopie notwendig sein, so dürfte dieses nur unter staatlicher Kontrolle geschehen.

Restaurierung:

Von den 1960 zu einer Fußbodenpacklage auf dem Dachboden des Welfenschlosses zerschlagenen (Aktenvermerk des Nds. Landeskonservators Dr. Reuther vom 20.12.1960) und 1982 von der Gustav-Eberlein-Forschung e.V. entdeckten 161 Gipsoriginalen wurden auf ihre Initiative und unter der Leitung ihres Vorsitzenden von der Stadt Hann. Münden zwischen 1983 und 1993 insgesamt 69 restauriert und weitere 92 teilweise zur Restaurierung vorbereitet.
Die Maßnahme erforderte Steuergelder in Höhe von rd. DM 500.000,-- (Kulturelles-Zonenrandförder-Programm und ABM-Mittel). Der nicht geltend gemachte Arbeits-"Stundenlohn" in Höhe von rd. DM 128.000,-- von zwei Vereinsmitgliedern käme noch hinzu. Prof. Dr. Karl Arndt und Prof. Dr. Erich Herzog unterstützten die Arbeiten durch "gespendete" Gutachten.
An der Restaurierung waren hauptamtlich beteiligt:
Erhard Joseph ( Wibbecke; Skulptur / Malerei), Bernd Eger (Hamburg; Skulptur; ABM), Manfred Lausmann (Schwalmstadt; Malerei), Ute Hoffmann, MA (Langenhagen; ABM), Heidi von Pein (Hann. Münden; ABM) sowie
in der Restaurierungswerkstatt ehrenamtlich:
Rolf Grimm (Hemmingen / Spiekershausen, 2800 Arbeitsstunden) und Günther Kaerger (Hann. Münden, 600 Arbeitsstunden). Die Dokumentation über die Restaurierung (Grimm) wurde bisher noch nicht veröffentlicht.

Außer den Gips-Originalen wurden auch 11 Gemälde, ebenfalls von Mitgliedern der Gustav-Eberlein-Forschung e.V. stark beschädigt entdeckt, wiederhergestellt. Unter ihnen befindet sich das aus Mitteln der Sparkasse Hann. Münden bzw. Sparkassenstiftung Hannover und mit Unterstützung des Nds. Landesamtes für Denkmalpflege 1988 restaurierte Kolossalgemälde "die Macht des Meeres" (3x7 m, Restaurierungskosten rd. DM 60.000,--, Restaurator: Manfred Lausmann, Schwalmstadt), das im Rittersaal des Schlosses leider nur bei besonderen Anlässen zu sehen ist.

Die wiederhergestellte Gips-Kolossalskulptur "Der sinnend sitzende Bismarck" (1896) steht im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin im Foyer zwischen den Kopien des Magdeburger und Naumburger Reiters (z.Zt. wegen Umbau geschlossen). Das restaurierte Originalmodell zum Goethe-Denkmal in Rom (M. 1:5) war 1989 in der von der Gustav-Eberlein-Forschung initiierten Sonderausstellung im Kuppelsaal des Landesmuseums Hannover (zusammen mit weiteren wiederhergestellten Werken, siehe Faltblatt), 1990 in der Ausstellung "Ethos und Pathos" in Berlin (Katalog) sowie 1999 in Wolfsburg zu besichtigen.

Nahezu alle restaurierten Werke wurden 1997 in der "Eberlein-Sonderausstellung" im Museum Hann. Münden gezeigt.

1975 waren von dem damaligen Museumsleiter in Hann. Münden mehrere Gipsoriginale und "weiteres umfangreiches Material" mit einem LKW der Spedition Dörnte an die Skulpturengalerie Berlin-Dahlem "verschenkt" worden. Einige Skulpturen sind gerettet bzw. inventarisiert. Einiges, leider überwiegend nicht alles, kam in das Museum Hann. Münden zurück. "Etwa ein Zentner an Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen" ging nach Aussage von Prof. Bloch nach Krefeld. Die Stadt Hann. Münden hat das Material bisher nicht zurückgefordert.

2000: Weil das Werk Eberleins in der Museumsplanung der Stadt Hann. Münden leider nur einen Aspekt unter mehreren (u.a. Mündener Fayencen, Stadtarchäologie, historisches Mobiliar) bildet, sind gegenwärtig nur 18 Skulpturen zu besichtigen. Diese sollen von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden. Ein Austausch wurde bisher jedoch noch nicht vorgenommen.
Die übrigen Skulpturen lagern überwiegend im städtischen Bauhof.


Eberleins Bismarck vom Original-Konkurrenzmodell für Krefeld (1894)
in Hann. Münden "im Eimer":


Foto: Bernd Eger, 1985, in der Restaurierungswerkstatt


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Rolf Grimm 
Letzte Änderung: 13.06.2013